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Sonntag,
28.12.2003, 15:00 Uhr |
Wir gehen bis an die Hauptkreuzung
und halten nach einem Taxi Ausschau. Doch weit und breit ist keines zu
sehen. Das war nicht die beste Idee heute. Zurück zur U-Bahn Station, von
der Seite, von der wir kommen, hat die Polizei alles abgeriegelt. Nach höflichem
Fragen dürfen wir aber durch und erwischen die erste Reihe in der U-Bahn
Warteschlange auf dem Bahnsteig. Bis die U-Bahn einfährt, haben
sich schon ähnlich ätzende Schlangen wie zu Hause gebildet. Und entgegen
sonstigen englischen Gewohnheiten ist hier die Queue außer Kraft gesetzt.
Es wird ziemlich schonungslos gedrängelt, was Julian einmal mehr nicht
begeistert.
Wir verlassen die volle U-Bahn an der Victoria Station, um von dort mit
dem Taxi weiter zu kommen. Der falsche Ausgang, wo ist jetzt der
Taxistand. Auf dem Weg dorthin, halten wir den ersten Fahrer einfach an.
Er weiß nicht, wo das Stadion von Millwall liegt. In der Taxiqueue die nächste
Enttäuschung, auch der zweite Fahrer will uns nicht fahren. Die Zeit
verrinnt und so werden wir wohl unsere Pläne aufgeben müssen. Aber da
erscheint endlich ein Fahrer, der sofort weiß, wie wir am besten dorthin
gelangen, nur ob wir noch einigermaßen pünktlich sein werden, dazu will
sich der Fahrer nicht äußern.
Er heizt ziemlich durch die Innenstadt. Jetzt ist mir auch klar, dass ich
dies mit dem Mietwagen nicht geschafft hätte. Und siehe da, gegen 15:05
Uhr stehen wir vor dem Stadion. Auch wenn wir jetzt erst mal knapp 20
Pfund für das Taxi zahlen dürfen, wir sind zufrieden.
Tickets gekauft, 36 Pfund für uns alle drei zusammen, Stadionzeitung
mitgenommen und nichts wie hinein. Wir sitzen unten auf der Haupttribüne,
direkt am Spielfeldrand in Höhe der Eckfahne mit gutem Blick auf den
Millwall Block. Es ist grottenkalt, was unserer Stimmung aber keinen
Abbruch tut. Hinter uns befindet sich eine
Gruppe älterer Fans, die alle über 40 scheinen, kahl geschoren sind und
Bomberjacken tragen.
Und besonders Julian kommt jetzt noch auf seine Kosten, weil sich die
Unterhaltung auf bestimmte Worte in jedem Satz bezieht. Dies gilt
besonders, als sich ein Auswechselspieler von Gillingham direkt vor
unseren Augen warmläuft, der sich durch ein paar goldene Schühchen
auszeichnet. Dies kommentieren dann auch unsere Hinterleute lauthals. Zum ersten Mal finden wir das
klassische englische Fußballpublikum vor, wie es vor zwanzig Jahren die
Stadien bevölkerte.
Das Spiel ist rustikal, aber dennoch interessanter als Chelsea. Nur die Kälte
ist kaum erträglich, über Julians Merchandising Geplärre wollen wir mal
gar nicht reden. Am Ende verliert Millwall unglücklich mit 1 : 2. So und nun noch den Schal aus dem
Shop geholt. Dort ist es wenigstens warm.
Beim Weg zur S-Bahn erwischen wir erst die falsche Richtung und stehen vor
dem abgeriegelten Gästeblock. Jetzt hilft auch kein gutes Zureden, wir
werden zurückgeschickt und müssen erneut einmal rund um das Stadion. Das
hat allerdings auch einen Vorteil. Wir sind so spät dran, dass wir noch
beobachten können, wie perfekt die Gästefans in Polizeibegleitung das
Stadion verlassen: Vorne drei Polizeimotorräder,
danach zwei Mannschaftswagen. Es folgen die ca. 15 Busse mit Fans aus
Gillingham. Hinten dann wieder die Polizei. Alle Kreuzungen werden
freigehalten, so dass der ganze Konvoi nicht einmal zum Stehen kommt.
Perfekt gemacht.
Wir gehen weiter zur S-Bahn. Es ist bereits dunkel. Gut, dass wir an der
Station nicht lange warten müssen, denn die Kälte ist langsam wirklich
nicht mehr erträglich. Umsteigen in die U-Bahn und ab in Richtung Covent
Garden. Denn ein Highlight soll heute noch unseren Tag beschließen. Das
Abendessen im Lamb and Flag, von dessen Apfelstrudel Daniel heute noch
schwärmt. Dort angekommen müssen wir eine
Enttäuschung erleben. Kein Abendessen, das Lamb and Flag bietet nur
Mittagstisch.
Jetzt ist guter Rat teuer. Gehen wir also in die Pizzeria auf der anderen
Straßenseite. Dort schmeckt es auch und gegen 20:00 Uhr verlassen wir
satt und zufrieden den Laden. Die U-Bahn Fahrt nach Barking zieht sich
noch etwas, aber gegen 21:00 Uhr haben wir das Hotel erreicht.
Wir beziehen unser Zimmer, das dem des ETAP Hotels mit einer Ausnahme
gleicht: es fehlt unser eigenes Badezimmer, wir haben Etagenklo. Und diese
Etagentoiletten sind alle in einem solchen Zustand, dass man von Toiletten
kaum noch sprechen kann. Ohne in die Details gehen zu wollen, kann ich es
nicht nachvollziehen, dass wohl offensichtlich viele Leute Probleme haben,
das große Loch in der Mitte zu treffen. Widerlich!
Schon um fünf Uhr reißt uns der Wecker aus unseren Träumen, ein
minimalistisches Frühstück und ab durch die Mitte. Den morgendlichen
Toilettengang verschieben wir lieber bis zum Flughafen und schreiben uns
ganz dick in unser Poesiealbum: Wir meiden das Formule 1.
Auf der letzten Raststätte noch kurz auftanken, konzentrieren, den
richtigen Parkplatz erwischen und den Mietwagen abgeben. Es klappt alles
wie am Schnürchen, nur beim Einchecken erwischen wir eine absolute Trantüte.
Auf zum Terminal und endlich... eine saubere Toilette. Hinein in das Flugzeug und
abgehoben. Schon knapp eine Viertelstunde vor dem geplanten Zeitpunkt
landen wir wieder in Paderborn.