Sonntag, 19.10.2003, 20:30 Uhr
Stadio Guiseppe Meazza, Mailand
AC Milan
vs. Lazio 1 : 0

Zuschauer

Schon lange vor unserem Aufenthalt am Gardasee habe ich festgestellt, dass gleich mehrere interessante Spiele rund um unser Quartier stattfinden werden. Und so ist es nur logisch, dass ich mich schon frühzeitig mit zwei Faxen an Milan und Inter wende, um an Karten für deren Spiele gegen die römischen Vereine zu kommen. Die Resonanz ist zunächst gleich null.

Doch irgendwie gelange ich auf den Websites der beiden Vereine auf einen speziellen Service für Behinderte. Anruf in Mailand und ich erhalte freundliche Auskünfte über das Verfahren für Behindertenkarten und zudem noch die Aussage, dass die Chancen gut sind.

So sende ich die ausgefüllten Vordrucke dann auch gute zwei Wochen vor unserem Urlaub los, vorsichtshalber gleich für drei Spiele, damit wenigstens eines klappt. Mittwoch vor unserem Urlaub: Das Faxgerät knattert, wir haben die Zusage für das erste Spiel, Milan gegen Lazio. Donnerstag nach der Arbeit: Wieder hat es geknattert. Wir haben die Zusage für Inter gegen Roma. Freitag, eine Stunde, bevor wir uns in Bewegung setzen wollen, auch noch das letzte FAX, Milan gegen Brügge. Fußballherz, was willst du mehr.

Soweit zur Vorgeschichte.

Gegen 16:30 Uhr verlassen wir die Wohnung, um nach Mailand zu fahren. Unser erstes Spiel im Guiseppe Meazza Stadion erwartet uns.

Die ersten Kilometer auf der Autobahn gehen zügig voran, doch bereits kurz vor Bergamo stehen wir in einem Riesenstau, der sich fast bis Mailand ziehen wird. Mehr als einmal flippe ich völlig aus, weil es so scheint, als würden wir niemals bis zum Spiel Mailand erreichen. Kaum glaube ich, das wäre das Ende des Staus, schon ist wieder zähfließender Verkehr angesagt. So erreichen wir die Autobahnabfahrt erst gegen 19:30 Uhr und auch die Weiterfahrt geht zunächst nicht gerade zügiger.

Dafür können wir letztendlich direkt hinter dem Stadion parken, der Behindertenausweis führt uns durch sämtliche Absperrungen. Es ist schon ein paar Minuten nach acht, als wir endlich mit unserem FAX am Behinderteneingang erscheinen.

Hier geht jedoch alles schnell. Wir bekommen zwei Eintrittskarten in die Hand gedrückt und können uns in Richtung Block orientieren. Dieses gestaltet sich aber schwierig, weil der vermeintlich richtige Eingang nicht zu existieren scheint.

Nur gut, dass die Ordner durchweg sehr nett sind, und uns helfen. So sitzen wir zehn Minuten vor Spielbeginn ganz oben auf der Gegengerade mit einem wunderbaren Ausblick auf beide Kurven. Es sind zwar nicht unsere offiziellen Plätze, aber wir sind von einem Oberordner dorthin gesetzt worden, der noch Anweisungen an seine Kollegen gegeben hat.

Und heute kommen wir auch zum ersten Mal im Hinblick auf die Pyrotechnik auf unsere Kosten. Beim Einlaufen der Mannschaften ein Meer von Bengalos auf beiden Seiten.  Und eine ganz besondere Aktion der Milan Fans: Demetrio, der zu Lazio gewechselt ist, wird mit einem riesigen Spruchband verabschiedet. Auch als er Mitte der zweiten Halbzeit ausgewechselt wird, standing ovation des Mailänder Publikums. Beeindruckend, geradezu atemberaubend.

Dieser Abend wird wirklich tief auf uns wirken. Die Stimmung ist einfach bombastisch und auch das Stadion selbst ist mit das beste, was selbst ich bislang gesehen habe.

Das Spiel selbst plätschert eher vor sich hin, was mir aber ganz lieb ist, weil ich mich ein wenig von der anstrengenden Autofahrt erholen kann. Schließlich fällt doch noch das 1 : 0 für Milan und ein paar Minuten vor dem Spielende entschließen wir uns zu gehen, damit wir heute nicht noch einmal einen längeren Stau ertragen müssen. Wie sich noch zeigen wird, eine weise Entscheidung.

Schnell noch im Laufschritt einen Schal gekauft. Dann einsteigen, Türen schließen und ruck zuck weg vom Parkplatz. Innerhalb weniger Minuten sind wir bereits wieder auf der Autobahn. Und doch sind die Eindrücke des heutigen Abends so grandios, dass wir während der an sich langweiligen Rückfahrt viel zu erzählen haben.

Es ist nach Mitternacht, als wir wieder in unserer Ferienwohnung ankommen.