Mittwoch,
25.08.2004,
19:45 Uhr |
Gegen
15:00 Uhr erreichen wir wieder London. Eigentlich liegen wir damit optimal in
der Zeit. Für das heutige Spiel haben wir nur eine mündliche Zusage, dass
Tickets für uns hinterlegt sein sollen. Arsenal hat einen besonderen Service für
Fans mit Behinderungen, die „Disabled Enclosure“. Nach dem endlosen Hin und
Her im Vorfeld unserer Tour hege ich doch Zweifel, dass die Tickets wirklich
hinterlegt worden sind. Schon einmal hatte ich ein mündliche Zusage und habe
dann eine schriftliche Absage bekommen. So treffe ich dann auch eine für den
weiteren Tagesverlauf folgenschwere Fehlentscheidung.
Wir fahren mit dem Mietwagen unmittelbar nach Highbury, um die Karten abzuholen.
Nachdem ich an der Ticket Office zunächst vertröstet werde, halte ich dann
nach einer guten halben Stunde Wartezeit kurz nach 16:30 Uhr tatsächlich die
Karten in meinen Händen. In der halben Stunde Wartezeit kann ich auch
feststellen, dass „sold out“ bei Arsenal wirklich „sold out“ ist.
Mehrere Personen versuchen vergeblich noch an Eintrittskarten zu gelangen. Jetzt
müssen wir uns aber erst noch im Travel INN in Redbridge einchecken. Für die
knappen 10 Meilen benötigen wir fast 1,5 Stunden. Die Rushhour habe ich völlig
unterschätzt.
Rein ins Hotel, eingecheckt, raus aus dem Hotel, ab zur U-Bahn Station, die
glücklicherweise direkt gegenüber dem Hotel liegt. Dort die nächste
Hiobsbotschaft, die gesamte U-Bahn ist durcheinander, weil es irgendeinen Unfall
gegeben hat. Aussteigen an der Station Bank, wo es relativ chaotisch zugeht.
Für den Fußweg zum Globe Theatre, in dem sich Sabine Shakespeare ansehen will,
reicht es nicht mehr. Hinein ins Taxi und ab. Unterwegs frage ich den Taxifahrer
schon mal, was es mit ihm vom Globe bis nach Highbury kostet. 17 Pfund werden
veranschlagt, egal. Wochen habe ich für die Arsenal Tickets telefoniert und
gemailt, also sage ich dem Taxifahrer, dass er kurz warten soll, bis ich für
Sabine die Karte mit meiner Kreditkarte bestätigt habe.
Auf
den 100 Metern bis dorthin, genau eine Stufe, an der Julian einen
eingesprungenen Rittberger hinlegt. Platzwunde an der Stirn, Brille völlig
verbogen, doch für Mitleid ist im Moment keine Zeit. Karte abholen, zurück zum
Taxi. Weiter geht’s. Während der Taxifahrt bleibt dann auch noch Zeit, Julian
zu trösten.
5 Minuten vor Spielbeginn setzt uns der Taxifahrer an der
nächstgelegenen Ecke zu Highbury ab. An den normalen Eingängen endlose
Schlangen, zumal noch jede Menge Leute, die aus Richtung der U-Bahn angehetzt
kommen.
Wir klopfen am Eingang zur „Disabled Enclosure“ und sitzen gerade
rechtzeitig zum Spielbeginn auf unseren Plätzen.
Die Stimmung ist ausgesprochen gut. Aber halt, wo waren eigentlich die
Gästefans. Ich gestehe, dass ich nach der Hektik gar nicht darauf geachtet
habe. 22 Jahre nach dem Europapokalhalbfinale Arsenal vs. Juventus Turin bin ich
wieder zurückgekehrt. Es hat sich alles verändert, keine großen Stehblöcke
mehr, die Dauersupport lieferten. Und doch ist der Abend in Highbury für mich
das bislang beste Stadion, das ich in England besucht habe.
Das Publikum feuert mehr als bei den anderen Spielen an und die Mannschaft
spielt einen tollen Fußball. Manchmal habe ich den Eindruck, Arsenal schläft
so vor sich hin, aber dann bum, bum und es steht 2 : 0. Kurz vor dem Anpfiff
fällt dann noch das 3 : 0. Die Blackburn Rovers sind chancenlos.
Und ohne das ich dies im Vorfeld wahrgenommen hätte, sehen wir auch ein
historischen Spiel: 43 Spiele unbesiegt, der Rekord!
Ein toller Fußballabend.