Nach dem Frühstück erwartet uns bei der Zimmerabrechnung mal eine positive Überraschung in der Schweiz. Für unsere kurzfristige zweite Nacht wird auch nur der Frühbucherpreis berechnet, womit wir quasi eine Eintrittskarte von gestern wieder raus haben.

Dank Mathilde landen wir schließlich doch noch auf dem San Bernadino und nicht auf dem Gotthard. Ganz großer Sport, offensichtlich hat Mathilde heute Migräne und wird schließlich ins Dunkle geschickt, bis wir in Italien ankommen. 70 Kilometer Umweg reichen nun wirklich. Die Einsicht kommt spät. aber nicht zu spät: Karten sind immer noch nicht unverzichtbar.

In der Mittagszeit umrunden wir Mailand, eine gute Zeit, denn kein Stau weit und breit. Kurz vor Vicenza wird Mathilde dann aus der Dunkelkammer geholt und der Schlaf hat ihr wohl tatsächlich gut getan. Ohne schnick und schnack führt sie uns zum Stadion. Kurz vor 16:00 Uhr stehen wir auf dem Stadionvorplatz. Eine gute Uhrzeit, ist doch die Geschäftsstelle nach der Mittagspause schon wieder geöffnet. Die Verständigung ist äußerst schwergängig, aber letztlich haben wir eine Ticketzusage für den morgigen Abend. Sowohl Personalausweis als auch Julians Behindertenausweis werden kopiert. Auf die dritte Karte verzichten wir dann, weil Sabine nicht wirklich Lust hat, uns morgen zu begleiten.

Auch eine Stadionrunde zum Fotografieren wird uns ermöglicht. Eine der wenigen Lichtblicke in Italien, dass man außerhalb der Spieltage kaum Probleme mit einer Stadionbesichtigung hat, da immer irgendein Tor geöffnet ist.

Weiter geht es mit Mathilde zu unserer Ferienwohnung auf einem Weingut in der Nähe von Oderzo. Bei der Fahrt rund um Venedig können wir einen riesigen Stau in Gegenrichtung feststellen. Eine vermeintlich wichtige Erkenntnis für den morgigen Tag. Kurz vor 18:00 Uhr treffen wir am Zielort ein.

Das auf dem Grundstück befindliche Restaurant hat leider geschlossen und so brechen wir direkt nach der Schlüsselübergabe noch einmal auf, um einzukaufen. Im LIDL in San Dona di Noventa überfällt uns ein ähnlicher Kaufrausch wie fast genau vor zwei Jahren. Mit einem üppigen Abendessen und natürlich der gehörigen Dosis Rotwein beschließen wir den Tag und freuen uns über die Wahl der Ferienwohnung:

83 qm, 2 Schlafzimmer, 1 Wohnzimmer mit einem weiteren Bett, Küche, Wasch- und Spülmaschine und das alles für 60 Euro am Tag. Da können wir es auch klaglos hinnehmen, dass das Wasser einige Zeit benötigt, um warm zu sein. Ist ja schließlich nicht unsere Wasserrechnung.

Was gibt es schöneres für eine Italientour als eine Ferienwohnung? Aber ich will das hier jetzt nicht wirklich ausbreiten, ist meine Meinung zu diesem Thema doch denjenigen, die ich persönlich kenne, hinreichend bekannt.

Der folgende Tag wird dann ziemlich sinnlos verdaddelt, Frühstück gegen Mittag, Duschen um 16:00 Uhr, mehr braucht man nicht sagen.

Noch deutlich vor 18:00 Uhr verlassen wir die hiesigen Gefilde, um in Richtung Vicenza aufzubrechen. Dabei erinnern wir uns erfolgreich an den gestrigen Tag und den Stau. Knappe 80 km sind es auf der Landstraße, weil die Hypotenuse den kürzesten Weg darstellt. Kurz ja, aber auch schnell? Weit gefehlt. Gut 2 1/2 Stunden haben wir für die Strecke Zeit. Mehr als genug sollte man meinen. Und wer jetzt liest, dass wir genau um 20:17 Uhr mit Hilfe der Polizei, die ihren Streifenwagen dankenswerter Weise um fünf Meter nach vorn umrangiert, um uns einen Parkplatz zur Verfügung zu stellen, den Wagen am Stadion abstellen, wird nur mit dem Kopf schütteln oder die Augen verdrehen.

Die Szenen, die sich in der Zwischenzeit in unserem Auto abgespielt haben, sollen an dieser Stelle bewusst verschwiegen werden. Nur soviel: Ich hätte dem König der Choleriker durchaus das Wasser reichen können.

Bleiben uns also 13 Minuten.

Am ersten Sperrgitter erwarten uns Ordner mit einer Liste, auf der glücklicherweise unsere Namen stehen. So können wir wenigstens zur Kasse weitereilen, an der doch ordentliche Schlangen stehen und offensichtlich wortreich diskutiert wird. Glück nennt man es, wenn man genau in diesem Moment eine gut aussehende Dame, die sehr offiziell scheint, ansprechen kann. Eleganter wurde eine Schlange selten umgangen, denn schon nach einer Minute halten wir die Tickets in Händen. Leider nicht in dem Bereich, der uns das übliche Merchandising, sprich Fanshop ermöglicht. Diesmal kann man das Glück schon fast ein Strähne nennen, denn am Haupttor erbarmt sich eine weitere Dame mit VIP Karte unser und kurze Zeit später händigt ein Offizieller Julian einen Schal aus. Bezahlung unerwünscht. Letztlich betreten wir ca. 3 Minuten nach dem Anpfiff unsere Plätze.

Das Spiel ist relativ mau und bedarf daher keiner ausführlicheren Betrachtungsweise.

Aus Ascoli bevölkert eine gute Busbesatzung den hierfür überdimensionierten Gästeblock. Zwei, drei Mal ertönt lautstark das Lieblingsschimpfwort des italienischen Fußballfans, beginnend mit v. Das ist es dann auch.

Der Support der Heimkurve ist ordentlich und durchgehend, immerhin etwas.

Beim Schlusspfiff sprinten wir dann zurück zum Auto, um nicht wieder gleich in einem Stau zu landen. Die Rückfahrt selbst erfolgt über die beiden anderen Seiten des Dreiecks, sprich die Autobahn. Spätabends sind nicht nur alle Katzen grau, sondern auch alle Autobahnen frei und so benötigen wir für die 120 km deutlich weniger Zeit als für die kürzere Hinfahrt.