Zwei Tage Kultur auf der Biennale in Venedig liegen hinter uns. Zeit mal wieder durchzupusten und sich der schönsten Nebensache der Welt anzunehmen. Lediglich gut 25 km liegen vor uns, um nach Treviso zu gelangen. Wie zu erwarten war, haben wir an einem Samstag in der Mittagszeit auch keinerlei Probleme, um nach einer halben Stunde dort anzukommen.

Rechts im Bereich des Stadions ist schon gut 1 1/2 Stunden alles abgesperrt. Die ersten Parkplätze liegen dann allerdings auch direkt auf der linken Seite auf der Ringstraße. Apropos Ringstraße: Diese Straße rund und Treviso ist trotz ihrer Mehrspurigkeit eine Einbahnstraße. Also aufgepasst, denn hat man einmal sein Ziel verfehlt, kann man gleich eine Ehrenrunde rund um Treviso drehen.

Raus aus dem Auto und schon machen wir uns auf die Ticketsuche. Bis zur Geschäftsstelle können wir gar nicht erst gelangen, weil die Absperrungen weitläufig und perfekt sind. Keine Chance diesen Ring ohne Eintrittskarte zu durchbrechen. Zweimal fragen und in einer Seitenstraße finden wir schließlich einen Container, an dem man bestellte Tickets von netten jungen Damen erhalten kann.

Unsere Karten liegen tatsächlich schon bereit. Wieder einmal hat sich die alte Italienstrategie bewährt. Geschäftsstelle anrufen, einen Namen herausfinden und dann ein FAX absenden. Bestätigung vorab, natürlich einmal mehr Fehlanzeige. Auf Befragen der Damen erhalten wir auch noch die Auskunft, dass sich auf der gegenüberliegenden Seite des Stadions eine kleine Tageskasse befinden soll. Da wir aber schon unsere Tickets haben, verzichten wir darauf, dies noch zu überprüfen.

An der Absperrung werden dann auch unsere Personalien abgeglichen. Und sei es nur aus Langeweile der Ordner, denn eine Stunde vor Spielbeginn ist noch absolut nichts los.

So haben wir dann auch genügend Zeit, die baulichen Veränderungen in Augenschein zu nehmen, die sich seit unserem ersten Besuch ohne Spiel vor zwei Jahren ereignet haben. Der Tribünenbereich wurde deutlich saniert, was sich ganz besonders bei den sanitären Anlagen zeigt, die mit Anstand die gepflegtesten in Italien sind. In beiden Kurven wurden ein paar Sitzschalen montiert.

Spätestens als ein einsamer Polizeihubschrauber, neuerdings wohl das Lieblingsspielzeug der grünen Trachtengruppe, über dem Stadion seine Runden kreist wird klar, dass die Spielauswahl nicht die Schlechteste war. Auch Pisa kommt dann auch mehr als ein Bus mit Gästefans. Gut 500 werden es beim Anpfiff wohl sein. Der verbale Support fällt dann auch gut aus. Es fehlen allerdings einmal mehr Doppelhalter, Spruchbänder und pyrotechnische Aktionen. Gerade im letzten Jahr haben wir dies bei Pisa in der Seria C 1 noch zweimal erlebt.

Heimfans mit Support, eine Curva also, sind heute hingegen nicht wirklich auszumachen. Dies ist das erste Mal, dass der heimische Anhang äußerst enttäuschend ist. Lediglich zwei, drei Mal kommen Anfeuerungen, die von der Haupttribüne ausgehen.

Die erste Halbzeit auf dem Rasen hat es dann wirklich in sich. Zwei Platzverweise, verteilt auf beide Mannschaften, und ein hochemotionaler Zwischenstand von 2 : 2 zur Pause können uns überzeugen. Während der zweiten Halbzeit verflacht das Spiel dann doch merklich und so sieht sich der Schiedsrichter genötigt, erneut Farben ins Spiel zu bringen und einen weiteren Spieler von Pisa vorzeitig unter die Dusche zu schicken. Treviso rennt an, ohne einen nennenswerten Erfolg erzielen zu können. Mit dem letzten Befreiungsangriff erzielt Pisa dann in der Nachspielzeit den Siegtreffer. Zeit für die Fans aus Pisa einmal die Standfestigkeit des Zaunes ausführlich zu prüfen.

Zurück am Auto dürfen wir nun die Stadtrunde drehen, um unsere Einflugschneise richtig zu meistern. Die Mittagszeit ist vorbei und damit auch das gemütliche Fahren. Deutlich länger wird dann auch unsere Heimfahrt.

Das zweite und damit auch letzte Spiel in Italien auf dieser Tour liegt hinter uns. Auch wenn wir uns ohnehin nicht die Kracherpartien ausgesucht haben, bleibt das Gefühl, dass es in Italien von Jahr zu Jahr abwärts geht. Und angesichts der meist unsicheren Ticketsituation kommt der Börsianer zu dem Ergebnis: halten. Oder übertragen auf unser Hobby: zur Zeit eher meiden.