Samstag, 18.10.2003, 18:00 Uhr
Stadio Mario Rigamonti, Brescia
Brescia Calcio
vs. Inter Mailand 2 : 2

Zuschauer

Freitag gegen 14:00 Uhr fahren wir endlich los. Aber immerhin ist kein Nachmittagsunterricht mehr, so dass wir früher als geplant durchstarten können.

Die Autobahnen sind erstaunlicherweise nicht überfüllt und so kann ich unser neues Auto, dass den ersten großen Bewährungstest vor sich hat, mal richtig ausfahren. Schon gegen 17:00 Uhr sind wir kurz vor Nürnberg und so liegt es nahe noch bis nach München weiter zu fahren. ETAP neu gebucht, ETAP storniert und schon geht die Fahrt weiter. Nach einem kurzen Burgerstopp erreichen wir gegen 20:30 Uhr München Putzbrunn.

Am nächsten Morgen geht es gegen 09:00 Uhr weiter in Richtung Italien. Wieder haben wir keinerlei Staus und kommen gut voran. Gegen 12:30 Uhr sind wir schon in Südtirol und haben genügend Zeit, um auf einer Raststätte Mittag zu essen. Pünktlich um 15:00 Uhr übernehmen wir die Schlüssel für unsere Ferienwohnung. Nur kurz ausgepackt und schon fahren wir weiter zu unserem ersten Spiel.

Am Rande des Gardasees fahren wir bis nach Peschiera. Ab dort nehmen wir die Autobahn und kommen zügig bis nach Brescia. Unsere Fahrt durch die Innenstadt bis zum Stadion zieht sich dann allerdings doch etwas hin, weil wir voll in den Anreiseverkehr zum Spiel kommen.

Wir haben etwas Orientierungsschwierigkeiten, weil die Straßen rund um das Stadion großräumig abgesperrt sind. Auch einen Parkplatz finden wir erst mit sehr viel Mühe in einem Wohngebiet. Warum ich hier allerdings die Polizei frage, ob wir so stehen bleiben können, ist mir im Nachhinein schleierhaft, denn wir haben einen vergleichsweise wenig verkehrsbehindernden Parkplatz, während – wie wir auf dem Rückweg sehen – auch die Hauptstraße gnadenlos zugeparkt wird.

Die Dämmerung hat schon eingesetzt, als wir die letzten Meter bis zum Stadion zu Fuß gehen. Schal kaufen, eine Stadionzeitung gibt es nicht wirklich, und auf zur Kasse. Ingresso per disabili, ist es, was wir jetzt suchen und auch auf Anhieb finden. Eintrittskarten benötigen wir nicht. Ich winke nur mit deinem Behindertenausweis und schon sind wir im Stadion. Wir dürfen sogar auf die Haupttribüne und haben freie Platzwahl.

Im Stadion erwartet uns ein etwas merkwürdiges Bild. Haupttribüne, Gästebereich und Gegengerade sind gut gefüllt, während die andere Kurve beim Einlaufen der Mannschaften völlig leer bleibt. Nur ein paar Spruchbänder hängen dort herum.

Was geht hier vor?

Statt Pyrotechnik erwartet uns ein Meer von Pappkarten in Vereinsfarben und ein weiteres Spruchband, auf dem etwas von Solidarität mit den Ultras aus Neapel steht. Der Sinn des Spruchbandes bleibt im Dunkeln.

Neben uns filmt eine Japanerin alles mit der Videokamera.

Das Spiel läuft bereits eine knappe Viertelstunde, als etwas passiert, was man nur mit dem Hitchcock Phänomen der Vögel beschreiben kann. Innerhalb einer Minute füllt sich die leere Kurve mit den Bresciafans, die ihre Mannschaft dann auch stimmgewaltig unterstützen. Der leere Block war eine Protestaktion der Fans aus Brescia, die sich sowohl gegen die Zersplitterung der Spieltage zugunsten von Fernsehübertragungen als auch gegen den Stadionneubau richtete. Sollen doch die Stehränge Sitzplätzen und VIP Loungen weichen.

Es ist also überall das gleiche. Während des Spiels versuche ich noch erfolgreich von jemandem eine Eintrittskarte zu schnorren, da wir selbst ja keine erhalten haben. Die Eintrittskarte ist zwar noch aus der vergangenen Saison, aber Karte ist Karte.

Nachdem Brescia zunächst überlegen ist und entsprechend auch in Führung geht, verdaddeln sie den Vorsprung und Inter kann mit einem Unentschieden nach Hause fahren.

Auf dem Rückweg zum Auto können wir noch sehen, dass der Gästeblock von der Polizei abgeriegelt ist. Zurück am Auto funktioniert zunächst der Schlüssel mit der Fernbedienung nicht. Als ich schon etwas unruhig werde, geht die Tür dann doch noch auf. Hinein ins Auto und losgefahren, bevor es hektisch wird. Mittlerweile ist es dunkel und so müssen wir uns nach Gefühl orientieren, was bis zur Autobahn auch gut funktioniert. Dann fahren wir aber leider in die falsche Richtung und haben zwischenzeitlich die Orientierung leicht verloren.

Ich bekomme einen leichten Wutanfall, weil wir nicht mehr besonders viel Benzin im Tank haben. Nächste Abfahrt in die Gegenrichtung, jetzt haben wir die Orientierung wieder gefunden. Ohne weitere Probleme erreichen wir gegen 21:00 Uhr wieder unsere Ferienwohnung.