Sonntag, 03.12.2006, 14:30 Uhr
Amsterdam Arena, Amsterdam
Ajax Amsterdam
vs. Willem II 6 : 0
Eredivisie, Niederlande


Zuschauer 46.695

 

Sonntag, 08:30 Uhr, unsere erste Mitfahrerin steht vor der Tür. Damit kann es endlich zur Amsterdam Arena losgehen. Warum eigentlich endlich?

Die Ticketbeschaffung war eine unendliche Geschichte, von der hier nur der letzte Akt erzählt werden soll:

Anfang November schaue ich mal wieder auf die Website von Ajax.

Natürlich auf die niederländische Version, weiß der erfahrene Mensch doch, dass die Ticketinfo auf der englischsprachigen Ausgabe nur Informationen über Hospility Packages enthält, die man dämlichen Ausländern andrehen will. Und dort bekomme ich die erstaunliche Information, dass es für die Partie gegen Willem II nicht nur einen freien Verkauf, sondern diesen auch noch über Ticketbox geben soll.

Flugs auf Ticketbox gewechselt und dort den Verkaufsbeginn abgefragt. Vorfreude. Am Tag des Vorverkaufsbeginn dann Ernüchterung: Es sind keine Tickets freigeschaltet. Die offizielle Antwort auf eine E-Mail an Ticketbox sagt mir, dass Ausländer grundsätzlich keine Fußballkarten übers Internet beziehen können. Enttäuschung, wenn nicht Mut. Vier Tage später schaue ich eher zufällig noch einmal bei Ticketbox vorbei und traue kaum meinen Augen: Die Tickets sind freigeschaltet. Ein paar Mouseklicks weiter ist die Bestellung perfekt. Euphorie, die ein paar Tage anhält. Denn ich kann sogar noch weitere 3 Tickets für die Mitreisenden ordern. Genau eine Woche nach der jeweiligen Bestellung halte ich die Tickets tatsächlich in der Hand.

Soweit zu endlich.

In Bünde sammeln wir noch die anderen beiden Mitreisenden auf und rollen weiter in Richtung Amsterdam. Uneinig sind wir, ob der Autohof Rheine, der letzte vor der holländischen Grenze ist, um noch mal voll zu tanken. Wir fahren vorbei. Falsche Entscheidung, denn so müssen wir von der letzten deutschen Abfahrt noch bis ins nächste Dorf, um zu tanken.

Da wir einen psychologisch geschulten Menschen an Bord haben, wird auch die kurzfristig chaotische Konversation den Regeln des Gesprächssteines unterworfen. Je nach dem Stand der Debatte entwickelt sich der Stein mal zum Stein des Anstoßes, mal zum Stein des Weisen. Als geflügeltes Wort des Hinwegs muss man wohl den Spruch "Der Wolf und die sieben Geissler" sehen. Versucht es gar nicht zu verstehen. Und auch die Erkenntnis, dass es wohl in der Bielefelder Szene zwei Personen mit dem Bedarf zur Supervision gibt.

Die lebhafte Autofahrt wird nur durch einen kurzen Rastestopp mit Zigarettengroßeinkauf unterbrochen. Denn immerhin sind holländische, versteuerte Kippen mittlerweile mehr als 10 % billiger als zuhause. Der geborene Lipper schlägt also zu.

Am Rand von Amsterdam dann ein riesiger Stau in Gegenrichtung, über den wir - noch - müde lächeln können.

Gegen 13:00 Uhr haben wir in strömenden Regen die Arena erreicht. Parken in der gebührenpflichtigen Tiefgarage und ab. Zunächst den Pin, dann für mich die nicht verzichtbaren Fritten mit Sate Sauce, auch Pinda Sauce genannt. Was dem einen unverzichtbarer Bestandteil eines Hollandtrips, löst bei der anderen nur ein Kopfschütteln aus. Nun gut, jeder hat halt andere Geschmacksnerven, und zur Not geht's auch rot weiß. Nachdem die Fritten erfolgreich vertilgt sind, geht es hinein ins Stadion.

Lediglich eine Person muss jetzt noch im strömenden Regen die Nebenplätze besichtigen.

Die Rolltreppen vermitteln einen Hauch von Komfort, muss man sich nicht viele Treppen hinauf zum Oberrang quälen. Dort der erste Einblick in die Amsterdam Arena. Die bunten Sitzreihen sind gewöhnungsbedürftig. Bilde ich mir die Pop Art nur ein? Oder waren in meiner Sate Sauce doch ein paar Bestandteile, die Halluzinationen hervorrufen? Nicht auszuschließen im Land der Coffee Shops. Aber Julian sieht auch bunt und so bin ich beruhigt.

Wie in England füllen sich die Ränge erst eine Viertelstunde vor dem Spielbeginn.

Gästefans, wie fast erwartet, vielleicht eine Busladung, im Hochsicherheitstrakt Gästeblock. Support, Fehlanzeige. Nun ja, was soll man auch erwarten, wenn die eigene Mannschaft bereits nach einer knappen halben Stunde 0 : 4 zurückliegt.

Heimfans, jawohl es gibt sie. Gut 200 Leute zeigen sich in VAK 409 und 410 supportwillig. Zu Beginn gibt es eine sehr gelungene Wendechoreo. Anschließend feuern sie Ajax ganz gut an, was auch bis zu uns durch dringt. Vielleicht auch nur, weil das Dach geschlossen ist, und wir zum zweiten Mal in diesem Jahr in Holland Hallenfußball sehen dürfen. Zu den 200 Supportwilligen gesellen sich dann noch rund 46.000 Konsumenten, die sich lediglich bei den Toren und den Auswechselungen zu Wort melden.

Arm, absolut arm! Als ich in der Halbzeit einen Ordner nach dem Sinn eines Transparents frage, spricht dieser auch von "noise making supporters", irgendwie bezeichnend.

Das Spiel ist auch schnell entschieden. Ajax führt bereits nach 15 Minuten mit 3 : 0. Nachdem wir ja schon im November das Heimspiel von Willem II  gegen Feyenoord verfolgt hatten, war dies auch irgendwie zu erwarten. Und so plätschert das Spiel spätestens ab der 30. Minute vor sich hin. Die einen sind satt, die anderen können nicht. Die 60. Minute bedeutet daher für uns schon die gefühlte 89. Minute. Dennoch bleiben wir bis zum Schlusspfiff.

Zeit genug, sich ausführlich um die Stadionarchitektur zu kümmern. Hätte ich dieses Stadion bereits vor drei oder vier Jahren besucht, hätte die Architektur doch überzeugt. Auch wenn ich die Kommerztempel nicht mag. Heute jedoch verblasst das, weil wir zwischenzeitlich schon die ganzen neuen WM-Stadien in Deutschland gesehen haben.

Die Abreise aus dem Parkhaus gestaltet sich chaotisch. Mehrfach wird der alte Witz bemüht. Frage: Woran erkennt man einen Holländer, der 3 mal durch die Führerscheinprüfung gefallen ist? Antwort: Am gelben Nummernschild. Ha, ha!

Kurz nach Verlassen des Parkhauses und dem Erreichen der Autobahn vergeht uns das Lachen aber sehr schnell. Wir erwischen genau den Stau, den wir auf der Hinfahrt schon bewundern durften. 6 Kilometer, die endlos scheinen würden, hätten wir nicht bald den Gesprächsstein wieder in den Ring geworfen hätten.

Und so wiederholen sich die Rituale der Hinreise, deren Kurzweiligkeit auch nicht durch den Boxenstopp beim goldenen M unterbrochen wird. Die Erkenntnis aus dem Stopp lässt sich auch schnell zusammenfassen: Kippen billiger, M teurer!

Durch die Dunkelheit schaukeln wir so hin, bis wir gegen 20:30 Uhr wieder Bünde erreichen. Als Highlight der Rückreise bleibt ebenfalls ein schönes Insiderwortspiel "Sister of Murphy" hängen, dessen Herleitung einfacher ist, als der Sinnspruch der Hinreise.

Für zwei ist die gemeinsame Tour hier zu Ende, für uns verbliebenen drei geht es noch weiter bis nach Paderborn.

Grüße gehen an Murphy, Domino und Ulli sowie ein Danke an Letztere für die beiden Fotos ...

... und an Julian der Media Spruch "Lass' dich nicht verarschen" ...